Montag, 21. September 2015

Sibirien


Deshalb wollte ich nach Russland, Sibirien – diese unbekannte Weite und viel Natur.
Erster Stop waren die “Golden Mountains of Altai”, das Grenzgebirge zwischen Russland, China, Mongolei und Kasachstan; eine wahrhaft schöne Ecke Russlands – Schneeberge mit Gletschern, Steppe mit Seen, Flüssen, Pferden und Kamelen und wunderschönem Sternenhimmel. Eine Woche bin ich hier die Straße entlanggetrampt und habe immer wieder Abstecher gemacht. Ich wurde von vielen russischen Reisenden mitgenommen und habe mich ihnen öfter angeschlossen; Mit Sergej zum Aktru-Gletscher und den ‚Coloured Rocks‘. Mit einem kleinen LKW nach Ullagan und Samagan, um Supermärkte mit frischem Obst zu beliefern. Mit Anton und Tanya an jedem Pass und Fluss vorbei und zum Äpfel pflücken. Mit einem Pärchen auf Patmos Island und mit einer Gruppe junger Russen zum ‚Coloured Lake‘.




Kosh-Agach, Altai

"Ich habe heute Klassendienst!" war sein einziger Satz auf Deutsch
Coloured Rocks, Altai
typisches Altai-Essen
Coloured Lake, Altai
Steppe

 
Auf dem Weg zum Aktru-Gletscher, Altai


Aktru- Gletscher, Altai



Zusammenfluss von Katun und Chuya, Altai
islamischer Friedhof, Altai
spielende Kinder in Samagan, Altai


Ich bin nicht weit gekommen als ich Altai verlassen wollte, denn ich habe endlich zwei der Tramper getroffen an denen ich bisher immer vorbei gefahren bin. Mit Marat und Bulan war ich an der Ob campen; mit Fischen und Baden und Pilze sammeln. 

früh morgens beim Fischen

Als mir aufgefallen ist, dass ich viel zu wenig Zeit für dieses riesige Land habe, bin ich non-stop nach Irkutsk. An sich keine besondere Stadt, aber die Atmosphäre hat mir so gut gefallen. Eine Mischung aus alt und neu, modern und traditionell, schöne Kirchen, kitschige Kinderspielplätze, Musik, Leben auf der Straße ohne Hektik. Hier merkt man, dass man nicht mehr ganz so nahe an Europa ist.

 
Irkutsk
Kinderattraktionen, Irkutsk


Weiter am Baikalsee vorbei nach Ulan-Ude. Hier hatte ich einen Kontakt von meinem Professor und mit Misha und dem alten Professor German habe ich die Gegend geologisch erkundet; was doch sehr interessant war, nachdem im Gebirge mein Blick mittlerweile mehr nach unten als nach oben gerichtet ist. 

größter Lenin-Kopf, Ulan.Ude
Datsan- buddhistisches Zentrum Russlands, Ulan-Ude
Wenn man mit geschlossenen Augen genau auf den Stein zuläuft geht ein Wunsch in Erfüllung...

Ich hatte schon gehört, dass es am Baikalsee und Umgebung brennt. Genau genommen brennt halb Sibirien. Aber ich wollte dennoch lieber auf die weniger touristische, dafür brennende Ostseite. Je näher ich dem See gekommen bin, desto kürzer wurde die Sicht. Ich dachte ja immer Buschfeuer sind riesig und alles brennt lichterloh; aber stattdessen waren es hier viele kleine Feuer, denen man vom Straßenrand aus zuschauen konnte, wie jedes einen Baum ausbrennt bis er umfällt; dann springt es weiter zum nächsten. Man hört die Bäume krachen. Alles ist verraucht. Man sieht die Sonne nicht, aber sie taucht alles in ein orangenes Licht. Eine ganz seltsame, etwas erdrückende Atmosphäre. Aber als ich sah, wie die Menschen in ihren Dörfern ganz ungestört ihrem Treiben nachkommen, bin ich doch 2 Tage geblieben; in den Dünen des Baikalsees, der doch eher wie ein Meer wirkt. Den Strand teile ich mir mit 3 russischen Backpackern und wir sitzen zusammen und tauschen Geschichten aus. Es war wunderschön, aber ich war doch etwas froh wieder blauen Himmel zu sehen. 

verrauchte Luft
eines von vielen kleinen Feuern in Sibirien

Baikalsee



Weiter nach Osten wurde der Verkehr extrem dünn, die Gastfreundschaft jedoch üppiger. Ich kam spät in der Nacht in einem Kafe (billige Restaurants vor allem von den LKW-Fahrern genutzt) an und wollte warten bis zum Morgen bevor ich weiter trampe. Daraufhin wurde mir ein Bett angeboten. Und als ich morgens einen Tee bestellte wurde mir ein komplettes Frühstück serviert. Richtung Norden wird der Verkehr noch dünner und die Straßen noch schlechter. Ich laufe ein Stück die Straße entlang und komme an einer Polizeikontrolle vorbei, die mich aber statt nach meinem Pass zu fragen zum Tee und Essen einlädt. Mir gefällt Sibirien. Von Tynda nehme ich den Zug nach Novaya Chara (es gibt nämlich keine Straße zum Trampen). Hier sind die Chara Sands, die ich unbedingt sehen wollte. Eine kleine Wüste umgeben von den Kodar-Bergen; ein ganz ungewöhnliches und wunderschönes Setting, nur dass ich von den Bergen nichts gesehen habe, weil auch in dieser Gegend das Feuer wütet und die Sicht nicht gut genug war. So interessant das Feuer am Baikalsee war; so sehr nervt es mittlerweile. Ich kam nachts am Bahnhof an und übernachte hier. Morgens wurde ich von der Bahnhofspolizei geweckt, die sich gut um mich kümmert. Nach viel Kopfschütteln, weil ich alleine in die Wüste will, wo es so viele Bären gibt, nimmt Dima mich mit zu seiner Familie und mit seinem Sohn bringt er mich zu der Stelle, an der man den Fluss leicht überqueren kann. Glücklich endlich hier zu sein laufe ich los. Es sieht alles wunderschön aus. Es gibt viele Bäume in den Dünen und ich campe mittendrin. Am nächsten Morgen laufe ich weiter und erreiche das Ende der Dünen; noch 5km durch den Wald und ich bin wieder in Novaya Chara. Glücklich ein Bächlein zu finden, dem ich folgen konnte, stelle ich schnell fest, dass es ganz viele Bächlein gibt und der ganze Wald ein riesen Sumpf ist. Unmöglich hier zu durchqueren. Ich laufe am Rand entlang und suche eine geeignetere Stelle, aber sehe dabei so viele Bären- und andere Tierspuren; der Gedanke im Sumpf stecken zu bleiben und irgendwelchen Tieren zu begegnen ist mir nicht geheuer und nehme doch lieber den Weg zurück durch die Wüste. Die ist ja zum Glück nicht zu groß und ich bin abends wieder zurück. Bären habe ich keine gesehen, aber dafür wurde ich von Stechmücken ausgesaugt bis ich aussah als hätte ich einen Ausschlag. Wieder zurück werde ich von der Bahnhofspolizei herzlich begrüßt und verbringe hier noch eine Nacht, um am nächsten Tag in die Berge zu gehen, von denen ich nichts gesehen hatte.
Aber über Nacht ziehen Wolken auf und die Sicht wird noch kürzer. Also verbringe ich den Tag so, wie man in Sibirien schlechte und kalte Tage verbringt und sitze in einem Banja, einem russischen Badehaus, das einfach der hammer ist. So lassen sich verregnete Tage sehr gut aushalten.

auch hier ist alles verraucht
Oase in den Chara sands
Sanddünen in den Chara Sands
Meine letzten Tage verbringe ich in Yakutsk, dem ‚kingdom of permafrost‘. Mit der Fähre überquere ich die Lena und komme nachts an; und weil es zu kalt zum Campen ist, werde ich bei einem Freund des Fahrers abgeliefer, wo ich die erste Nacht verbringen durfte bevor ich Couchsurfen bin. Ich mache eine Führung in die Tiefe des Permafrostbodens, was ziemlich spannend ist. Zudem habe ich das Gefühl der Winter scheint hier nicht so zum Verkriechen zu sein, wie man sich sibirische Winter vorstellt. Im Gegenteil gibt es viele Orte, die man erst im Winter über Land erreicht, wenn man mit dem Auto über die zugefrorenen Flüsse fahren kann. Klingt ziemlich spannend und ich würde gerne im Winter zurückkehren und all die anderen schönen Orte sehen, für die ich keine Zeit hatte. 
Taiga
Taiga
Bändel am Baum (Hintergrund) oder Münzen (hier schon in die Straße eingefahren) sollen Glück bringen
Bäckerei auf dem LKW-Parkplatz
Fluss Lena, Yakutsk



English version: (this is a corrected google translate version, sry for any mistakes, but don't have the time to rewrite in English):

This is why I wanted to go to Russia, Siberia - this sound of nature and vast nature.
First stop was the "Golden Mountains of Altai", the mountains between the borders of Russia, China, Mongolia and Kazakhstan; a truly beautiful part of Russia - snow mountains with glaciers, steppe with lakes, rivers, horses and camels and a beautiful night sky. One week I hitchhiked the road through the Altai and made some detours into nature. I got lifts from many Russian travelers and joined them often for some tours; with Sergei to Aktru Glacier and ,Coloured Rocks'. With a small truck to Ullagan and Samagan to supply supermarkets with fresh fruit. Stopped with Anton and Tanya at every mointain pass, river and to pick apples. With a couple to Patmos island and with a group of young Russians to the ,Coloured Lake'.
I did not get far when I wanted to leave Altai, because I finally met two of those hitchhikers I keep passing on the road. With Marat and Bulan I was camping on the river Ob; fishing and swimming and picking mushrooms.
When I realized that I don’t have enough time for this vast country, I went non-stop to Irkutsk. A town with a great atmosphere. A mix of old and new, modern and traditional, beautiful churches, kitschy playgrounds, music, life on the road without hassle. Here you realize that you are no longer as close to Europe.
Next to Ulan-Ude. Here I had a contact from my professor and with Misha and the old professor German, I explored the area geologically; which was very interesting since by now my eyes keep looking down rather than up in the mountains.
I had heard about the bushfire around Lake Baikal. Actually half Siberia is burning. But I still wanted to visit the less touristy, but burning east side of Lake Baikal. The closer I came to the lake, the shorter was the view. I always thought bushfires are huge and all-consuming; but instead there were many little fires, you could watch from the roadside; each one burned down one tree till it fell and then jumps to the next. You can hear the trees crashing. Everything is smoky. You can’t see the sun, but everything is in an orange light. A very strange, somehow oppressive atmosphere. But when I saw the in villages not caring too much about it, I stayed for 2 days; in the dunes of Lake Baikal, that is rather a sea. I shared the beach with 3 Russian backpackers and we sit together and exchange stories. It was beautiful, but I was also glad to see blue sky again.
Further to the east traffic decreased, but the hospitality increased equally. I arrived late at night in a Cafe (cheap restaurants mainly used by lorry drivers) and wanted to wait until morning before I keep hitchhiking. But I was offered a bed. And when I ordered a cup of tea next morning, I got served a full breakfast. North, the traffic is even less and the roads even worse. I walk a bit along the road and pass a police checkpoint, but instead of asking for my passport they invited me for tea and lunch. I like Siberia.
From Tynda I take the train to Novaya Chara (because there are no roads to hitchhike). Here are the Chara Sands that I wanted to see. A small desert surrounded by the Kodar Mountains; a very unusual and beautiful setting, but I did not see anything of the mountains, because in this area the fire rages as well and the visibility was not good enough. As interesting the fire was at Lake Baikal, as annoying it is now. I arrived at night at the station and slept here. In the morning the police woke me up and took good care of me. After much head-shaking, because I wanted to go to the desert by myself, with all the bears, Dima takes me to his family and with his Son, he brings me to the point where it is easy to cross the river. Happy to finally be here I start walking. Everything looks beautiful. There are many trees in the dunes and I camp in the middle. The next morning I reach the end of the dunes; 5 km through the woods and I'm back in Novaya Chara. Happy to find a brook, which I could follow, I quickly realize that there are many streams and that the whole forest is a giant swamp. Impossible to pass through here. I walk along the edge, looking for a more appropriate way, but I see lots of bear tracks and others; I don’t feel comfortable with the to get stuck in the swamp and face those animals, so I take the road back through the desert. The desert is fortunately not too big and I'm back in the evening. I have not seen any bears, but I got bitten by mosquitoes until I looked as if I had a rash. Once back I was warmly welcomed by the police station and spend one more night here, so I could go to the mountains. But overnight clouds raised up and the view got even worse. So I spend the day the siberian way of spending cold and wet days and sat in a banya, a Russian bathhouse, which is just great. An awesome way to spend gray days.
My last days I spent in Yakutsk, the ‘kingdom of permafrost'. By ferry I cross the Lena and arrive at night; and because it is too cold to camp, I’ll get dropped off at the driver’s friend’s house, where I spent the first night before I'm couchsurfing. I take a tour into the depth of permafrost, which is quite interesting. Also I got the feeling siberian winters are quite exciting, since there are many places that can be reached only in winter over land, when it is possible to drive a car on the frozen rivers. I would love to return in the winter and see all the other beautiful places, I had no time for.